TELTOUR – Schifferkinderheim

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Wo gehen die Kinder von Binnenschiffern eigentlich zur Schule?

Binnenschiffe werden häufig als Familienunternehmen betrieben. Sind die Kinder noch klein, fahren sie mit Ihren Eltern auf dem Schiff mit. Kommen sie aber ins schulpflichtige Alter, brauchen sie einen festen Ort, an dem sie wohnen und auch zur Schule gehen können. Die Berliner Evangelischen Schifferfürsorge eröffnete 1907 nahe dem Teltowkanal, in der Boberstraße 1, eins der ersten Schifferkinderheime in Deutschland. Dort wohnten zunächst 35 Kinder, die in die umliegenden Schulen gingen.

Von rund einem Dutzend deutschen Schifferkinderheimen sind 2020 noch drei in Betrieb, in Würzburg, Salem-Köslin und Mannheim.

Auch das Teltower Schifferkinderheim diente nicht lange seiner Bestimmung. 1926/27 wurde es in ein Altersheim umgebaut. Durch das Einziehen von Wänden und Decken entstanden zwölf Einzelzimmer – mit Zentralheizung, elektrischem Licht, einem Gaskocher und Radioanschluss.

Das Altersheim erhielt außerdem zeitgemäße Waschräume, eine Gemeinschaftsküche und zwei Wohnungen für die Kreisfürsorgerin und ein Hauselternehepaar. Im Juni 1928 konnte das Haus bezogen werden. In der Hausordnung lesen wir unter anderem:

„Jede in das Altersheim aufgenommene oder sich dort aufhaltende Person wolle sich stets dessen bewusst sein, dass das Altersheim seinen Bewohnern einen ruhigen und zufriedenen Lebensabend bieten soll. […] Über die Aufnahme entscheidet der Magistrat nach Anhörung des Wohlfahrtsausschusses. Aufnahme finden nur erwerbsunfähige Teltower Einwohner beiderlei Geschlechts, vorausgesetzt, dass sie nicht einer dauernden Aufsicht und Pflege bedürfen.“

Die 1991, also kurz nach der Wende, gegründete Projektgruppe JOB (Jugend – Orientierung – Beruf) beschloss, das leerstehende und bereits zum Abriss freigegebene Schifferkinderheim in Teltow als neues Jugendzentrum nutzen.

Die Eigentümer des Schifferkinderheims schenkten die Immobilie der Stadt Teltow und übernahmen die Materialkosten für die Sanierung und den Umbau des Fachwerkhauses, das inzwischen unter Denkmalschutz steht. Im Januar 1995 konnte der JOB e.V. das neue Jugendhaus “Schiffer” feierlich eröffnen. Heute wird das Haus von der “Stiftung JOB” geführt.